lernen vom urfahraner jahrmarktsgelände
in: versorger 059, linz, 2002 |
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Bereits jetzt besitzt das jahrmarktsgelände – der weg entlang der donau - eine naherholungsfunktion. Es wird jedenfalls von mehr leuten bevölkert als das gegenüberliegende – gestaltete – ufer.
Eben weil sich hier noch kein verschönerungswille hat durchsetzen können, ist es ein wahrhafter erholungsraum. Man wird in ruhe gelassen, keiner will etwas von einem, nichts will gefallen, nichts verstellt einen den blick – keine erlebnisgastronomie, keine plakate, nichts überflüssiges - gedankenverloren kann man hier spazierengehen oder joggen und seiner verflossenen liebe oder der weiten welt gedenken.
Und dennoch nicht langweilig. Zum einen durch die donau mit ihren schwänen und kähnen, zum anderen aber auch durch das sich permanent wechselnde mobile „angebot“. Ein angebot, dass sich nicht an den erholung suchenden richtet, einen nicht belästigt und gerade deshalb unvoreingenommenes interesse weckt.
Genial und lernort für städteplanerInnen ist das urfahraner jahrmarktsgelände auch deshalb, weil es nicht einfach eine leere (konsumfreie) fläche ist. Sie besitzt sozusagen ein grobkonzept, bestehend aus einer abfolge von asphaltierten und unbefestigten flächen ergänzt durch eine infrastruktur aus strom, wasser, licht und lautsprechern. Diese minimalausstattung führt dazu, dass die temporär-endgültige gestaltung erst durch die jeweiligen nutzer erfolgt und nicht von den planerInnen festgelegt wird. Die kunst der stadtplanung liegt aber darin, mit wie wenig (und welcher) struktur (gestaltung) ein ort von menschen selbstverständlich genutzt wird, die sich diesen ort „zurechtbiegen“ und aus ihm einem ort der improvisation machen, immer den aktuellen bedürfnissen angepasst.