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plädoyer für die provinzstadt
 
gespräch mit peter androsch (komponist, linz).
forum stadtpark, graz, 2002
 


androsch:... ich finde keinen schlüssigen grund warum ich in irgendeine metropole ziehen sollte. Noch dazu in der zeit, in der wir jetzt leben, wo der informationsaustausch über email, fax etc. sehr schnell geht, ist die notwendigkeit nicht mehr so stark wie zu bruckners zeiten.

arlt: mir ist ja linz schon einmal zu eng und zu klein geworden - und bezug auf meine arbeit. Der kreis war sehr klein und man hat sich sehr gut gekannt. In berlin war es sehr befreiend für mich auch leute zu treffen, die man noch nicht kennt - auch wenn man mehrere jahre dort lebt. Also das macht schon eine provinzstadt aus, dass man immer leute trifft die man schon kennt.

androsch: Bei mir ist die alltägliche arbeit, also z.b. opernschreiben, auch bei literaten ist das so, dass ich selbst linz verlasse um mehr ruhe zu haben, nach gmunden oder so. das hängt auch von der art des künstlerischen berufs ab.

arlt: Oft wird auch das inspiriende der großstadt, die vielen verschiedenen einflüße, großen kontrasten, das spannende, die ecken und kanten als grund für die flucht aus der provinzstadt genannt.

androsch: Naja, wenn man an den innerhofer denkt, zb., dann hat der ja diese scharfen kontraste genau im ländlichen leben entdecken hat müssen. Also es gibt viele gute künstler die nur am land arbeiten, der deutsche maler richter zb..
Also ich liebe die provinz, weil ich da meine ruhe habe. Weil ich glaube, dass ich in mir selbst schon so viele ecken und kanten habe, dass ich mich immer verletze und mir das zum schreiben reicht. Es kann natürlich auch sein, dass ich ein zu ängstlicher typ bin um das auszuhalten.
Aber wenn man das zu ende denkt, dass die zerrüttung, die unebenheit, die großen gegensätze etc. voraussetzung für gute kunst ist, dann landet man bei ernst jünger: der krieg ist der motor der kunst und auch die idee, dass nur ein armer künstler ein guter künstler ist. ich glaube, dass beides mit dem anspruch auf ausschließlichkeit nicht wahr ist. darauf kann man künstlerische produktion nicht reduzieren. Für den einen mag eine umgebung die für einen anderen ausgesprochen langweilig ist, extrem an- und aufregend sein. der eine braucht dann new york und der andere das waldviertel.

arlt: Das problem der metropole ist auch, dass man kleben bleibt. Man fährt nirgends mehr hin, weil eh alles da ist. man verschwindet im eigenen sumpf. Das ist dann der eigene ‚szenige' stadtteil - und aus.
In die falle geht man in einer kleinstadt weniger - da ist man quasi gezwungen auch anderes sich anzusehen.

androsch: Eigentlich gibt es selbst in linz ein wahnsinniges überangebot an künstlerischen und kulturellen sachen, wo sich das publikum nicht mehr findet: es ist ein völlige andauernde überforderung, in jedem künstlerischen bereich. Ich könnte in linz und umgebung jeden tag in ein konzert gehen, dass mich prinzipiell interessieren könnte.
...

siehe auch unter: vorträge und publikationen: ‚lob der provinzstadt' und ‚warum graz'

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