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wozu ein hotel nach halle-neustadt ?
 
in: thalia theater halle (hg.): hotel neustadt, berlin, 2004


Wozu ein Hotel nach neustadt

Um himmels willen ! wozu ein hotel nach neustadt ? Da will doch niemand mehr hin, - nicht einmal geschenkt.
Das problem halle-neustadts ist weniger ein bauliches und schon gar kein städtebauliches, sondern ein immatrielles. Nach einem jahrzehnt plattenbauverruf hat die realität den ruf nun eingeholt. Längst ist abriß kein tabuthema mehr und statdplaner plagen sich mit leeren flächen, die - nach dem wunsch der kommunen - "nicht-schon-wieder park" werden sollen. In solch einer situation ist guter rat teuer, und manche würden die plattenbausiedlungen am liebsten der natur überlassen und alle kraft (und geld) der altstadt widmen.
weshalb soll gerade ein hotel dem schlechten ruf von neustadt abhelfen ? ein hotel an einem ort zu machen wo keiner hin will. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich gottverlassene orte gibt, wie der volksmund behauptet - sicher ist jedenfalls, dass es touristenverlassene orte gibt. Aus der sicht eines investors macht ein hotel in halle-neustadt (noch) keinen sinn. Stadtplanerisch vielleicht doch.

Es beginnt damit, dass in eine langsam vor sich hinsiechende hochhausplatte neues leben einzieht. Leute gehen aus ein, sachen werden entsorgt und geliefert. Es tut sich was - und zur überraschung aller wird es ein hotel. Staunen.
Noch mehr staunen als die ersten gäste kommen. Später taucht sogar eine gruppe japanerInnen behängt mit koffern und fotoapparaten aus dem untergrund der s-bahnstation auf, blickt hilfesuchend um sich, entdeckt das hotel und steuert darauf zu. verwirrung ergreift auch die halle-neustädter: was machen die da, was ist hier los ? viele junge leute, fröhlich und freundlich. auch ungewohnt.
noch später stellt sich heraus, dass die hotelbewohnerInnen nicht nur ein 1, 2 nächte bleiben, sondern wochen - und permanent - mehr oder weniger penetrant - in halle-neustadt präsent sind.
So sehr touristen auch nerven, genauso werten sie auch den heimgesuchten ort auf. Der fremdeblick zeigt dem einheimischen dass er etwas besonders hat. und vorallem fahren touristen ja auch wieder heim. allerdings haben sie spuren in halle-neustadt hinterlassen, die nun in manchen köpfen weiterspuken.
das hotel existiert nicht mehr, aber es ist auch nicht mehr wegzudenken. es war da, genauso wie die gäste aus aller herren länder. ein kurzer sommer der utopie.
das hotel ist aber auch ein (wahr)zeichen für eine umwertung der bestehenden, negativen zuschreibungen für halle-neustadt bzw. für plattenbaugebiete der 60iger und 70iger jahre. es hat gezeigt, dass eine menge leute - auch wegen der architektur halle-neustadts - zu einem theaterfestival kommen und (fast) umsonst ihre arbeitskraft investieren.
und nicht zuletzt hat man ein anderes halle-neustadt-bild in den medien erreicht: Nicht die rechtsradikal-triste oder die verlassene platte tauchte da auf, sondern halle-neustadt als ort einer städtebaulichen moderne, wo menschen aus verschiedensten ländern aufeinandertrafen und neues ausprobiert haben.

http://thaliatheaterhalle.de
http://hotel-neustadt.de
http://raumlabor-berlin.de

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