der öffentliche raum der stadt (23)
brigitte franzen (kuratorin, münster), transpublic linz, 2008 |
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Pa.: ich sehe ein problem in der breiten anerkennung von skulpturen-projekte-münster. Es gibt ja keine stadt mehr, die nicht ein kunstevent haben möchte. Jede stadt möchte die kreativen und künstler anziehen. Dementsprechend kalkuliert jede stadt damit und man ist quasi von vornherein schon begeistert wenn kunst kommt. Habt ihr damit nicht auch zu kämpfen ?
Bf.: ja sicher. Das war genau unser problem. Es kamen ja seitens der stadt diverse vorschläge wo man auch noch etwas machen könnte.
Pa.: früher war man froh wenn man irgendwo durfte, heute muß man sich eher verweigern..
Bf.: ja das zeigt auch die archivausstellung sehr schön: 77 war die ausstellung richtig gehasst von den münsteranern, 87 auch noch, 97 war dann der groschen gefallen - hat aber natürlich auch ganz viel mit der zeit zu tun: innenstädte verschönern, gentrification und jetzt 2007 ist es richtig angekommen in der stadt, obwohl viele münsteraner enttäuscht waren, weils zuwenig skulpturen gab, zuwenig festivalcharakter.
Pa.: meine frage hat auch darauf gezielt, wie man es schafft nicht teil des stadtmarketings zu werden ? oder vielleicht ist eh nicht so schlimm teil des stadtmarktings zu sein ?
Bf.: man darf sich da keinen illusionen hingeben: bei so einen großen projekt ist man das automatisch. Man kann nur versuchen die handbremse so fest wie möglich anzuziehen und zu gucken das man bei seiner sache bleibt und sich nicht von den ganzen ansprüchen die da an einen herangetragen werden zu sehr beeinflussen läßt. Bei der stadt galten wir als extrem zurückhaltend und spröde.
Pa.: also mit euch wollte ein jeder, aber ihr ...
Bf.: weil alle mit uns wollten, wir aber nicht mit allen wollten. Das problem wird auch so ein projekt wie eine kulturhauptstadt haben, weil so eine ausstellung nicht alles erfüllen kann was von verschiedenster seite daran geknüpft wird und nicht nur vonseiten des stadtmarketings, sondern auch von der kunstszene des ortes.
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Publikum: Durch die archivausstellung hatte skulpturen projekte münster 2007 etwas abschließendes: wir sind mit der skulptur, der kunst im öffentlichen raum, in aller würde, durch - alle sind miteinander im reinen und durch. Und dann könnte man so eine idee haben: jetzt wäre es gut wenn man alles wegräumen würde. Und 2017 machen wir etwas ganz anderes.
Bf.: ich bin relativ sicher das es weitergeht, weil die stadt nicht mehr losläßt. Alle haben jetzt blut geleckt, es ist auch klar das münster dadurch das berühmte alleinstellungsmerkmal besitzt. Also irgendwie muß es weitergehen. Aber wir haben ja wieder 10 jahre zeit, da kann man auch mal ein oder zwei jahre verschnaufen.
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