aktionen + temporäre bauten
 
forschung + entwicklung
 
kommunikationsformate
 
vorträge + workshops
 
publikationen
 
 
intro
 
aktuell
 
biografie
 
kontakt
 
partner
 
der öffentliche raum der stadt (21)
 
roland koppensteiner (reininghausgründe, graz), transpublic linz, 2007
 


...
r.k.: Wir versuchen Stadtentwicklung anders zu denken - anders als der Markt. Wir haben uns die großen internationalen Messen der Immobilienbranche angesehen: das sind angebotsorientierte Messen, wo jemand mit einem Bauchladen dasteht, auf der Suche nach Käufern. Anders denken heißt, dass wir nicht von vornherein in diese Marktkonformität gehen wollen, sondern dass - bevor ein Masterplaner einen Strich macht, bevor wir Architekten ranlassen - wir uns mit der Nutzung beschäftigen, mit dem was aus heutiger Sicht in 10 Jahren relevant erscheinen mag und erst dann Angebote formulieren. Es werden Angebote sein, die die Soft-Facts im Vordergrund haben und der Masterplan und die räumliche Umsetzung - also die Hardware - ist nachgeordnet. Ob es funktioniert oder nicht, wird im Bereich der Soft-Facts liegen.
...
Wir versuchen auch den Standort international zu positionieren. Wir befinden uns im Dialog mit Unternehmen, die die Standortfrage anders denken. Es geht dabei weniger um die unmittelbaren Produktionskosten - erst recht nicht für den Bereich Forschung-Entwicklung-Ausbildung, an den wir verstärkt denken -, sondern um Fragen, die für die Lebensumstände der Mitarbeiter wichtig sind: was macht meine Frau dort, wo lasse ich meine Kinder ausbilden - alles Fragestellungen auf der Soft-Fact-Ebene, die in den Unternehmungen eine immer größer werdende Relevanz bekommen.

p.a.: Aber es soll kein Themenpark für internationale Konzerne werden?

r.k.: Nein - es soll ein durchmischter Teil der Stadt werden.

p.a.: ... mit sozialer Durchmischung?

r.k.: Ja, wobei wir die soziale Durchmischung nicht nur auf den Stadtteil Graz-Reininghaus, sondern auf den ganzen Grazer Westen denken müssen. Es würde keinen Sinn machen eine komplette Durchmischung nur für Graz-Reininghaus zu denken.

p.a.: Meinen Sie damit, dass im Grazer Westen ohnehin schon genug MigrantInnen leben?

r.k.: Nein - aber welche Funktionen muss dieser neue Stadtteil erfüllen, damit er innerhalb des Grazer Westens eine Zentralfunktion einnehmen kann. Also gewerbliche Funktionen wird's bei uns nicht noch weiter zusätzlich geben, es gibt hingegen ein großes Manko im kulturellen und Freizeitbereich, auch öffentliche Einrichtungen, sowie z. B. Schulen, fehlen.
(...)
p.a.: Wenn man sich heute mit dem Thema Stadt beschäftigt, kommt man um die Frage nicht herum: wie halten Sie es mit den MigrantInnen - haben die auch Platz in Graz-Reininghaus? Wollen Sie bezüglich Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen auch ein wegweisendes Modell sein?

r.k.: Wir haben den Bereich "miteinander leben lernen" auf unterschiedlichen Niveaus. Z.B. der „Roche-Forscher", der für 3 oder 5 Jahre hierher kommt und der vielleicht auch nicht unbedingt aus Graz stammt, sondern sehr wohl international ausgerichtet ist.

p.a.: Mit dem hat eh niemand ein Problem.

r.k.: Es geht darum, wie der den Stadtteil erlebt: gibt es da welche, die, wie es so oft heißt, immer schon da waren und die sagen: Du musst Dich nach uns richten. Diese Fragen spielen auch auf dieser Ebene eine Rolle. Aber es geht auch um das Zusammenleben der in Graz befindlichen Nationalitäten, mit der spannenden Frage, wie es gelingen kann dieses Zusammenleben zu gestalten, ohne dass es kippt und verslumt. Im Übergang zur Grünraumgestaltung gibt es ein wunderschönes Projekt: die „interkulturellen Gärten" mit denen wir in Kontakt sind und wo wir versuchen wollen Leuchtfeuer zu setzen, die zeigen in welche Richtung wir den Stadtteil entwickeln.

(...)

p.a.: Wie arbeiten Sie mit der offiziellen Stadtplanung zusammen, worüber redet man da?

r.k.: Es geht um ein gemeinsames Verständnis zur Stadtentwicklung - also von der Fokussierung auf ein Zentrum, die Grazer Altstadt, hin zu einem polyfunktionalen Stadtmodell mit einer Verdichtung im städtischen Raum. Operativ heruntergebrochen bedeutet das eine Priorisierung in der Stadtentwicklung auch hinsichtlich der Ressourcen und in weiterer Folge auch der Prozessschritte: in der Hamburger Hafencity wurde ein eigener Ausschuss aus dem Stadtsenat gebildet, auch um Baubewilligungen schneller abwickeln zu können. Und um genau diese Priorisierung geht es uns - dass wir uns mit einer Stadtentwicklung für 12.000 Menschen nicht wie irgendein Bauträger von Einfamilienhäusern hinten anstellen müssen.

p.a.: Sie hätten also gerne einen Sonderstatus - aber was sind Ihre inhaltlichen Vorstellungen, die Sie mit der Stadt besprechen wollen?

r.k.: Öffentlicher Verkehr, z.B. Ausbau des Straßenbahnnetzes; Trassenfindung bis hin zur Kulturförderung, Errichtung von Schulen etc. ......

p.a.: Bleiben wir einmal bei der Straßenbahn. Was wird da diskutiert: Verlängerung, Mitzahlen - was ist Ihnen da wichtig?

r.k.: Jetzt sind wir in der angenehmen Phase, wo es noch gar nicht ums Geld geht. Es geht ums Bewusstsein machen was dieser Stadtteil für die Stadt bedeuten wird. In Überlegungen und Plänen der Stadt kommt dieser Stadtteil teilweise noch nicht vor.

p.a.: Und Sie haben da schon Pläne ?

r.k.: Das ist nur der zweitbeste Weg. Wir würden gerne von Anfang an mit der Stadt gemeinsam überlegen und genau an diesem Punkt sind wir gerade.

p.a.: Und sie haben noch keine konkrete Vorstellungen?

r.k.: Ja, die sind aber abhängig von dem, was auch die Stadt sich vorstellen kann.

p.a.: Okay. Was sind weitere Themen?

r.k.: Flächenwidmung, Grünraum ..

p.a.: Aha, da geht's schon um Flächenwidmung?

r.k.: Es ist derzeit alles industriell gewidmet. Es geht darum, dass all das, was wir vorhaben - also die durchmischte Nutzung - besser sein wird, als das, was der Flächenwidmungsplan derzeit vorsieht. Umgekehrt bedeutet aber auch die Aufhebung der industriellen Nutzung einerseits unsere Bereitschaft auch Grünraum weitläufig zu denken und öffentlichen Raum zu gestalten - und andererseits urbane Dichte an anderen Stellen zu ermöglichen.
...

http://reininghaus017.at

prefetch prefetch prefetch prefetch prefetch prefetch prefetch prefetch prefetch prefetch