der öffentliche raum der stadt (20)
raimund gutmann (sozialwissenschafter, salzburg), transpublic linz, 2007 |
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Rg.: Die aussenanlagen beim projekt holzstrasse waren - von der planung her - das klassische Problem: es war kein geld mehr da. Minimalbegrünung mit minimalkleinkinderspielplätzen. Ursprünglich eine einzige ebene fläche mit einer abfolge von wäschespinnen, sandkiste, fahrradständer, wäschespinne, sandkiste. Die Nachbesserung durch eine wellenförmige geländemodellierung und die unterteilung in attraktive unterschiedliche abschnitte wurde durch eine gemeinsam mit bewohnern und kindern erarbeitete freiflächen- und spielplatzgestaltung („mitmachbaustelle") mit einer großen Sitzarena und einen bekletterbaren donaudrachen ergänzt.
Pa.: hat man da ein wenig das gefühl lückenbüßer zu sein ? also mit sachen beauftragt zu werden, die auf grund der umstände gar nicht funktionieren können ?
Rg.: im falle der holzstraße konnte das durch mittel der landeswohnbauförderung und sponsoren kompensiert werden, aber generell trifft das wohl zu. lückenbüßer ist man insofern, weil für aktivitäten und maßnahmen im wohnumfeld nicht ausreichend mittel vorgesehen sind. Die mittel müssen immer von woanders herkommen und man muß eigentlich selber schauen, wo man das geld herbekommt.
Pa.: ein anderes beispiel ist der lenaupark in dem sie ja auch eingebunden waren. Ab wann kommt so wer wie sie durch wen zu so einem projekt dazu ?
Rg.: in diesem fall hat uns das architekturbüro kneidinger/stögmüller als programmentwickler und sozialplaner eingebunden, konkret für die verknüpfung von nutzungen, gestaltung des (halb)öffentlichen raumes, der schnittstellen wohnen-gewerbe und die planung der oberfläche der einhausung.
beim lenaupark haben wir einen leitbildprozeß gestartet mit dem ziel eines stark verdichteten freiraumkonzepts, angelehnt an die französische moderne landschaftsplanung, also auf sehr engem raum kreative lösungen finden bis hin zu vertikalen begrünungen - nischen im dichtverbauten gebiet. Und dann haben wir geschaut, welche nutzungen im stadtteil fehlen - das waren insbesondere attraktive angebote für kinder und jugendliche, die wir entlang der gewerbeachse angesiedelt hätten. beim seniorenheim - auch nicht unsere erfindung, weil ich gegen seniorenheime bin, die in wirklichkeit reine pflegeheime in einer viel zu großen dimension sind - hatten wir idee, die überplattung direkt vom seniorenheim begehbar zu machen, also die platte in den wohnraum hineinzuziehen und bis zum lenauhochhaus zu verlängern und dort beim stiegenhaus anzudocken. Da wäre sehr leicht gegangen und es wäre eine verflechtung von lenauhochhaus, freiflächen auf der einhausung und dem projekt lenaupark geschaffen worden.
man kann nun die überplattung nur von unten vom strassenraum über stufen betreten und dann ist da oben nichts ausser extensiver gestaltung. Wir hatten da oben auch andere nutzungen angedacht: senioren leiden darunter das sie keine beschäftigung mehr haben, wo sie haptisch mit den händen was tun können. wir haben uns u.a. vogel-volieren ausgedacht, zu denen man mit den rollstuhl rausfahren kann und davorsitzen und füttern und reden mit den vogerln. Die idee ist vielleicht auch nur ein platzhalter für etwas was auch einen sinn macht und nicht nur eine dünne aufschüttung die irgendein grafisches muster zeigt.
Pa.: interessant ist bei allem, dass aus ihren vielen ideen nichts geworden ist.
r.g. für das projekt lenaupark kann ich dem großteils zustimmen. Es ist in der tat nicht viel geblieben, ausser einzelne begriffe, wie zb. „platz der generationen" - und das ist auch das besonders ärgerliche, weil man hier letztlich gefahr läuft instrumentalisiert zu werden. Da muß ich selbstkritisch anmerken, dass unsere kreative leistung vielleicht gut gemeint war aber in der konsequenz wohl nur zur legitimation benutzt wurde. Generell müssen wir uns die frage stellen, ob wir nicht unbewusst daran mitwirken, dass projekte leichter durch einen gestaltungsbeirat durchkommen, wenn im konzept auch sozialräumliche thematiken einbezogen sind. Und hinterher wird dann total abgespeckt.
Ganz allgemein sind wir vom wohnbund da jetzt vorsichtiger bei der annahme von einladungen bzw. aufträgen nach dem motto: seid kreativ, machts euch gedanken usw.
Also wenn wir feststellen, dass wir offensichtlich als feigenblatt dienen sollen, um beim land oder wo auch immer ein projekt leichter durchzubekommen, weil es der wohnbund sozialplanerisch betreut hat und man damit etwaige bedenken abschmettern kann, machen wir nicht mit.
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