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der öffentliche raum der stadt (17)
 
richard wolff (stadtforscher, zürich), transpublic, linz, 2007


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Pa.: auf eurer inura-webseite habe ich auch gelesen dass ihr euch mit ausländern und partizipation beschäftigt. Das finde ich allein schon deswegen interessant weil ja ausländer zu jenen gruppen zählen die bei partizipationsprojekten im normalfall fehlen.

Rw.: das gabs einen fond, der zur integration von ausländern gedacht war, und da haben wir ein projekt eingereicht wo wir versucht haben in einem quartier, dem kreis 5 in zürich quartiersarbeit ausschließlich mit migranten und migrantinnen zu machen.
Es war ein schwieriges projekt, wo wir mit zukunftswerkstätten versucht haben die bedürfnisse und kritik dieser bevölkerung aufzunehmen. Das lief zwei jahre, wir haben auch recht schöne ergebnisse erarbeitet, die wir der stadt präsentiert haben - aber es wirde dann nicht sehr viel daraus gemacht, es ist ein bißchen versandet. Es war auch ein lehrstück für uns. Wir hätten von anfang an die stadt mitverpflichten müssen. Aber die arbeit mit den 20-30 leuten war recht spannend, rundgänge, fotoreportagen, workshops usw.

Pa.: meine erfahrungen sind das ausländer zu dieser art von veranstaltungen, quartiersabende etc. eher nicht kommen.

Rw.: wir hatten auch etwas romantische vorstellungen: da kommen jetzt die kosovo-albaner mit ihren problemen im wohnumfeld. Aber die haben andere probleme. Wer bei uns mitgemacht hat, waren gut integrierte, gut ausgebildete migranten die auch schon recht gut deutsch konnten. Ursprünglich wollten wir auch mit dolmetscher, aber das hätten wir nicht bezahlen können. - Müßte man anders angehen - wir haben viel gelernt.

Pa.: aber wie geht ihr das überhaupt an - organisiert ihr da eine versammlung ...

Rw.: ja auch, moderierte veranstaltungen, wo wir nur den rahmen vorgeben aber nicht inhaltlich arbeiten. Meist beginnts mit einer stärken-schwächen-analyse, dann geht's in kleingruppen, flipcharts usw.

Pa.: ich hab immer das gefühl, das ist das was lehrer können, also für die passt das ganz genau - gibt's da nicht andere zugänge, die weniger mit sprache-schreiben-flipchart zu tun haben - habt ihr da schon mal was anderes ausprobiert ?

Rw.: letztes jahr habe ich zum ersten mal ein verfahren angewandt, das ich in england kennengelernt hatte „planning for real", das nicht sprachlich orientiert ist, sondern mit modellen arbeitet. Man macht für eine platz ein modell, das heißt es wird im quartier gebaut - am besten über schulkinder, weil über die wird es zu den eltern weitertransportiert und so spricht es sich im quartier herum.
Und an dem modell wird herumgewerkt. Und das geht dann weniger mit sprache, weil es ist schon eine große hemmschwelle in einer großen gruppe, bei einer quartiersversammlung sich zu wort zu melden, man sich wagt zu äußern.
Und bei partizipation ist das hauptproblem das die leute auch wirklich mitmachen.

Pa.: der aufwand als bürger ist ja auch nicht zu unterschätzen, das man abends nach der arbeit sich noch den kopf über die entwicklung des stadtteils zerbricht.

Rw.: es gibt ja auch die idee das man die leute bezahlt. Das ist ganz heikel, weil dann die kritiker sagen: die leute kommen dann nur wegen dem geld. Also man soll was bezahlen aber nicht zuviel, als anerkennung, das die leute abends von 8 -10 uhr in einem raum sitzen oder gar den ganzen Samstag an einem workshop teilnehmen. Das sind viele stunden die die bürger als experten ihres quartiers aufwenden, damit die stadt danach besser weiß was sie machen muß. Die nehmen ja den beamten eigentlich die arbeit ab.

Pa.: in österreich zumindest sehen das die beamten sicher nicht so. bürger machen mehr aufwand. Ist das in der schweiz anders ?

Rw.: natürlich sagen einzelne beamte auch dass es ein mehraufwand ist. Aber viele sagen, dass ist nützlich, vom aufwand her neutral. Ich finde die argumenation sehr kurzsichtig, denn wenn man die leute nicht von anfang an beteilgt, dann kommen danach die ganzen einwendungen bis hin zu volksabstimmungen. Vorher mag der aufwand größer sein, aber nachher geht's es umso leichter.
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